Stuttgart, 13.07.20: Bei ihren Ermittlungen zur Stuttgarter Krawallnacht nimmt die Polizei auch das Umfeld der Verdächtigen und deren familiären Hintergrund unter die Lupe - und löst damit bundesweit heftige Kritik aus.
Die Polizei bestätigte am Sonntag, dass sie bei ihren Ermittlungen in Einzelfällen bei Standesämtern nachforscht, welche Nationalität die Eltern von Tatverdächtigen haben.
Es gehe darum, weitere Täter zu identifizieren sowie die Lebens- und Familienverhältnisse der bereits bekannten Verdächtigen umfassend festzustellen, erklärte das Polizeipräsidium.
Dies als «Stammbaumforschung» zu bezeichnen, sei aber nicht korrekt.
Auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) verteidigte das Vorgehen als Selbstverständlichkeit in einem Strafverfahren.
Der Begriff "Stammbaumforschung" sei aber fehl am Platze, sagte Strobl.
«Unsere Polizei arbeitet professionell und korrekt.» In Stuttgart war es in der Nacht zum 21.
Juni zu schweren Auseinandersetzungen gekommen.
Randalierer hatten damals Schaufenster zerstört und Geschäfte geplündert.
Nach Angaben der Polizei waren 400 bis 500 Menschen an den Randalen beteiligt oder hatten zugeschaut.
32 Polizisten wurden verletzt.
Inzwischen seien 39 Verdächtige ermittelt.
Die Ausschreitungen in Stuttgart hätten ein bislang unbekanntes Gewalt- und Eskalationspotenzial der Beteiligten erkennen lassen.
Daran richteten sind auch die Maßnahmen zur justiziellen und polizeilichen Aufarbeitung aus.
Und deswegen würden alle Umstände in die Bewertung einbezogen, die für die Sanktionierung, aber auch die Prävention, von Bedeutung sind.